Fellah Hotel Marrakesch – Ethik, Ästhetik und ein buntes Sammelsurium .
Das Fellah Hotel in Marrakesch muss Tim Burton als Inspirationsvorlage für seine schillernden, fantasievollen Filme gedient haben oder war es anderes herum? Hat sich Redha Moali für sein gewagtes Hotelkonzept von Tim Burtons schrägen Movie-Welten inspirieren lassen?
Was auch immer die Beweggründe waren, das Fellah ist schwer über einen Kamm zu scheren. Ist es nun Designhotel, Künstlerkommune, Kinderwunderland, Wellness-Retreat, Öko-Farm, Berberdorf, Hilfsprogramm, Hipster-Location oder einfach herrlicher Irrsinn? Ich möchte behaupten, von allem ein bisschen, denn diese Herberge wiedersetzt sich jeder simplen Zuordnung.
Eines ist von vornherein klar, das Konzept polarisiert, und stößt nicht bei jedermann auf Verständnis. Das Verständnis der Verstehenden wird darüber hinaus in mancher Hinsicht (Preisgefüge, Service) auch überstrapaziert.
Luxus für den guten Zweck
Im Fellah werden für marokkanische Verhältnisse Luxuspreise verlangt, doch Luxusliebhaber werden nur bedingt auf ihre Kosten kommen. Man muss wissen, worauf man sich einlässt und wohin die Gelder zum Teil fließen. Nämlich in eine Fundation zum Support lokaler Künstler, der Unterstützung der Dorfbewohner und deren Ausbildung sowie den lokalen Stamm der Akara.
Die im Areal ansässige Stiftung (Dar al Ma’mum) arbeitet über das Aschberg-Programm mit der UNESCO zusammen. Das Programm sorgt durch die Bereitstellung von Künstlerresidenzen für die Mobilität junger Künstler, die dann zum kulturellen Programm und der Gestaltung des Hotels beitragen.
Kein Wunder also, dass man eigentlich gar nicht weiß, wohin man seinen Blick werfen soll, und man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. Das Schöne ist, nichts wirkt übertrieben inszeniert und von Kreativen bis ins Detail durchgestylt.
Perfekt „unperfekt“ ist das Fellah. Ein bisschen wie Marrakesch. Wohl deswegen habe ich den Ort für unseren Marokkoreiseabschluss gewählt und mich gut dort aufgehoben gefühlt.
Das Fellah Hotel mit den schokoladenbraunen Lehmziegelhäusern liegt, spektakulär umrahmt von den Gipfeln des schneebedeckten Atlasgebirges, auf der Strecke zwischen Marrakesch und den Ourika Tal.
Unser Zimmer hat die Größe einer Turnhalle, einen Kamin, duftet herrlich und hat eine große Terrasse mit Freiluft-Badewanne. In der riesigen Anlage lustwandelt man wie Alice im Wunderland durch Kräuter- und Gemüsegärten, deren Ertrag abends auf den Tisch kommt, Orangenbäume, Kakteenwälder und duftende Pflanzenwelten.
Auf dem ausgeschlachteten knallgelben, alten Mercedes können die Kinder spielen, wahlweise auch im Baumhaus oder beim Füttern der Tiere helfen, die Esel striegeln, im überdimensionalen Pool planschen, in der immensen Bibliothek schmökern, den Gärtnern beim Ernten helfen, Volleyball oder Tischtennis spielen oder mit den Musikern trommeln. Wenn immer noch Langweile aufkommt, gibt es ein Kinderprogramm von den ansässigen Künstlern zusammengestellt.
Hotel mit wirklichen Charakteren
Die Hipster-Dichte im Hotel ist hoch. Wir fügen uns ins Bild. Mitte dreißig aufwärts, Männer mit Hut, Ray-Ban, Bart und Kindern im Schlepptau sind sie den (vorwiegend britischen) Großstädten entflohen, um in Marrakesch Exotik und Erholung zu finden.
Die besonderen Charaktere aber findet man im Hotelareal. Da ist Touco, der nie seine Sonnenbrille und Fedora Hut abnimmt, sechs Kinder hat und einem das Geheimnis einer perfekten Tajine verraten kann. Da ist der General, eine Art Concierge, der angeblich bei einer Party so viel Applaus für sein Zirkuskostüm bekam, dass er es nie wieder ausgezogen hat. Da sind die zwei senegalesischen Musiker, die beinahe jeden Abend tolle Musik machen, ein Boxer, der Unterricht gibt und da ist die thailändische Masseurin, die ihren Beruf mit viel Herz und noch mehr Druck ausübt. Alles in allem erlebt man in diesem Hotel sehr viel Besonderes ohne den Hauch von abgeschmackter Touri-Folklore. Wer jetzt noch über Schwächen im Service hinwegsehen kann, wird wunderbare Urlaubstage erleben.
Gut zu wissen:
Wir waren mit Mietwagen unterwegs und entsprechend mobil. Das Hotel organisiert aber Shuttle für 300-400 Dirham nach Marrakesch und Ausflüge z.B. ins Atlas-Gebirge.
Bilder: ©HIDDEN GEM
Ich liebe Marrakesch! Und das Hotel sieht einfach traumhaft aus – als ob es die Seele der Stadt widerspiegeln würde. Ich bin in meinem Job leider ständig in großen Hotelketten untergebracht und wünsche mir zur Zeit nichts mehr, als endlich mal wieder ein paar neue Hotel-Schätze mit Charakter zu entdecken. LG Franzi
Ach, es gibt so viele individuelle hübsche Hotels, die auch nicht mehr als die Ketten kosten. Vielleicht macht Dein Arbeitgeber mal Ausnahmen oder habt ihr Rahmenverträge? Dann müssen eben in der Freizeit die netten Unterkünfte her!
Wow, deine Bilder sind beeindruckend und geben absolut das Flair Marokkos wieder! Ich möchte schon länger nach Marrakesch und das hier ist genau die Art Luxus, die es öfter geben sollte! Lieben Gruß, Katrin von ilovetravelling
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